*
Was haben kritische Juden über Israel zu sagen?
Bevor dieser alte, aus meiner Feder stammenden Artikel auf einer anderen Plattform (www.lotus-online.de) im Nichts des Internets verschwindet, hier noch einmal neu aufgelegt:

Veröffentlicht von Gamlgandalf am 22.05.2009

Sehr aufschlussreich sind Informationen von Menschen, die aus erster Hand wissen müssen was Sache ist. Deshalb lasst uns mal rund um Israel sehen, was israelische Historiker, Journalisten, Menschenrechtler, Friedensaktivisten so zu Tage gebracht haben.

(Ich werde die Liste nach und nach von oben aktualisieren. Falls ihr noch was findet, her damit.)

Elias Davidsson
=========
ist 1941 in Palästina als Sohn jüdischer Eltern geboren. Seine Eltern mussten ihre Heimat, Deutschland, wegen den Nazis verlassen und konnten nur nach Palästina auswandern. Er lebte ab 1962 in Island. Seit seiner früher Kindheit hatte er eine besondere Beziehung zur Musik. Er hat Klavier und Komposition in Köln, Freiburg und Basel studiert.
Im Interview mit muslim-markt.de sagt er u.a.:
"Israel ist eine bürgerliche Demokratie, aber nur für Juden. Da ich mich auf den universellen Normen der Menschenrechte berufe, kann ich selbstverständlich nicht einen Staat als demokratisch bezeichnen, der Menschen aufgrund der ethnischen Herkunft, Rasse oder Religion diskriminiert. In Israel ist Rassendiskriminierung - wie sie völkerrechtlich definiert wird - gesetzlich verordnet und ist darüber hinaus die Basis des Judenstaates. Mit anderen Worten: Ohne Diskriminierung - kein Judenstaat. "
Quelle:
www.muslim-markt.de/interview/2008/davidsson.htm

Zeev Sternel
========
ist ein israelischer Historiker. Laut seinen Informationen wurde die Hamas einst vom MOSSAD geschaffen, um sie gegen die regulär und demokratisch gewählte Palestinian Liberation Organisation (PLO) anzusetzen, also genauso wie die CIA verantwortlich für die Entstehung von Al Qaida ist, welche die CIA selbst mit Waffen, Geld und Trainingslagern versorgte.

Ilan Pappe
=======
ist ein israelischer Historiker. In seinem Buch "Die ethnische Säuberung Palästinas" stellt Pappe die These auf, die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina habe die "planmäßige Vertreibung" der einheimischen Bevölkerung mit eingeschlossen und dass die zionistischen Führer, allen voran David Ben Gurion, dieses Ziel nach dem Teilungsbeschluss der UNO 1947 mit politischen und militärischen Mitteln weiter verfolgten.

Uri Avnery
======
ist ein israelischer Journalist, Schriftsteller und Friedensaktivist. Er war in drei Legislaturperioden für insgesamt zehn Jahre Parlamentsabgeordneter in der Knesset (1965−1969, 1969−1973 und von 1977−1981). Avnery setzt sich für die Trennung von Staat und Religion und gegen den orthodoxen Einfluss auf das religiöse und politische Leben in Israel ein. Er propagiert ein „Israel ohne Zionismus“, um den Staat von den angeblich falschen Voraussetzungen der Vergangenheit zu befreien, die sich aus seiner Sicht erschwerend auf den Friedensprozess auswirken.
Am 13. September 2003 begab er sich als „Menschlicher Schutzschild“ zum belagerten palästinensischen Präsidentensitz in Ramallah. Mit ihm wollten 30 Friedensaktivisten, zu denen auch die Knesset-Mitglieder Issam Mahoul und Ahamad Tibi sowie der Meretz-Aktivist Latif Dori und der Historiker Teddy Katz gehörten, nach eigener Aussage die „Absichten von Premierminister Sharon durchkreuzen“. Sie versuchten, eine von ihnen befürchtete Ermordung Arafats zu verhindern.

Amira Hass
=======
ist eine in Ramallah lebende jüdische israelische Journalistin.
Hass, Tochter rumänischer Holocaust-Überlebender, studierte Geschichte in Jerusalem und Tel Aviv und arbeitete danach als Lehrerin. Sie ist heute Korrespondentin der liberalen israelischen Tageszeitung "Ha'aretz". Seit 1997 lebt und arbeitet sie in Ramallah.
Sie beschreibt die Alltagspolitik der Palästinenser kritisch und setzt sich für die Menschenrechte der Palästinenser ein, die ihr zufolge sowohl durch die israelische Armee als auch durch die palästinensischen Politiker verletzt werden. Israels Politik bezeichnet sie als "Apartheidspolitik.

Gideon Levy
=======
Er gehört zu den wenigen israelischen Journalisten, die über das Leben der Palästinenser unter der israelischen Besatzung berichten, und ist wegen seiner kritischen Berichte, Angriffen seitens der israelischen Leser und Kollegen ausgesetzt.
Gideon Levy recherchiert in Palästinensergebieten und ermöglicht so den Israelis einen von der Militärzensur ungetrübten Blick auf die Situation.
Er ergreift in seinen Reportagen auch Partei für die palästinensischen Opfer: z. B. berichtet er über den palästinensischen Bauern, der auf seinem Feld von jüdischen Siedlern angeschossen wurde und nun im Rollstuhl lebt; über die Witwe eines Fatah-Führers, der von israelischen Sicherheitskräften liquidiert wurde usw.
Auf die Zeitung Ha'aretz wird Druck ausgeübt, Gideon Levy nicht mehr zu Wort kommen zu lassen.
Für seine kritische Berichterstattung und seinen Einsatz für einen Frieden im Nahen Osten, wurde Levy kürzlich mit dem "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2003" der Leipziger Medienstiftung ausgezeichnet.

Mordecha Vanunu
===========
ist ein israelischer Nukleartechniker, der das geheime Nuklearwaffenprogramm Israels aufdeckte. Erfuhr Repressalien durch den Geheimdienst Mossad; Entführung via weiblichem Lockvogel in Rom. Sechs Wochen lang leugnete die Regierung, etwas über Vanunus Verbleib zu wissen, bis es ihm gelang, aus einem Polizeibus heraus Journalisten eine Nachricht zukommen zu lassen, indem er eine heimlich auf seine Handinnenfläche geschriebene Nachricht „Vanunu M - was hijacked - in Rome ITL - 30.9.86 - came to Rome - by BA Fly 504” an die Fensterscheibe hielt. Wegen Landesverrats und Spionage wurde er zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er etwa 11 Jahre in Isolationshaft verbrachte, in Aschkelon, heute „Gefängnis von Schikma”.
1998 wurde in Israel das „Vanunu-Gesetz” verabschiedet, welches den Strafvollzugsbehörden erlaubt, auch die an Parlaments-Abgeordnete gerichteten Briefe zu öffnen. Dies war zuvor wegen deren Immunität verboten.

Avram Noam Chomsky
=============
ist Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er entwickelte die nach ihm benannte Chomsky-Hierarchie, seine Beiträge zur allgemeinen Sprachwissenschaft förderten den Niedergang des Behaviorismus und den Aufstieg der Kognitionswissenschaft. Neben seiner linguistischen Arbeit gilt Chomsky als einer der bedeutendsten linken politischen Intellektuellen Nordamerikas und ist seit dem Vietnamkrieg als scharfer Kritiker der US-amerikanischen Außen- und Wirtschaftspolitik weltweit bekannt. Dem Arts and Humanities Citation Index von 1992 zufolge ist Chomsky im Zeitraum zwischen 1980 und 1992 die am häufigsten zitierte lebende Person der Welt gewesen. Er bezeichnet sich als libertären Sozialisten mit Sympathien für den Anarchosyndikalismus und ist Mitglied der Industrial Workers of the World.


Abie Nathan
=======
war ein israelischer Pilot und Friedensaktivist. Nachdem er in der Royal Air Force gedient hatte kämpfte er 1948 als Machal (ausländischer Freiwilliger) im israelischen Unabhängigkeitskrieg und blieb danach in Israel. 1965 kandidierte er als Vorsitzender der Nes-Partei für die Knesset und verfehlte die erforderliche Stimmenzahl nur um 2000 Stimmen.
1966 flog er im Rahmen einer privaten Friedensmission allein nach Ägypten mit dem Wunsch sich mit dem damaligen ägyptischen Präsidenten Gamal Abd el Nasser wegen seines Friedensplanes zu unterhalten. Er wurde am Flughafen verhaftet und wieder nach Israel abgeschoben.
Mehr als dreißig Jahre setzte er sich für Frieden ein, sammelte Geld und errichtete mit Hilfe internationaler Organisationen Flüchtlingslager für die Opfer von Erdbeben, Hunger und Krieg in Kambodscha, Bangladesch, Biafra, Kolumbien und Äthiopien.
1973 gründete er seine Radiostation "Voice of Peace", die von einem Schiff mit dem Namen "The Peace Ship" auf internationalen Gewässern im Mittelmeer aus sendete. Der Sender setzte sich stark für Frieden und Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern in seinem zwanzigjährigem Bestehen. 1993 wurde der Betrieb aufgrund finanziellen und politschen Gründen eingestellt und im gleichen Jahr versenkt.
1977 erregte er Aufsehen mit der öffentlichen Zerstörung von Kriegsspielzeug und 1978 begab er sich in einen Hungerstreik gegen die die israelische Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten.
In den 80ern traf er sich öfter mit führenden Vertretern der PLO. Als Begegnungen israelischer Privatpersonen mit Mitgliedern „terroristischer Organisationen“ gesetzlich verboten wurden, kämpfte er von 1989 bis 1992 für die Aufhebung dieses Gesetzes, unter anderem durch einen 40-tägigen Hungerstreik 1991, den er erst nach einer Intervention des israelischen Staatspräsidenten Chaim Herzog abbrach. 1991 wurde er zu 18 Monaten Gefängnis wegen eines Treffens mit Yassir Arafat verurteilt. Durch den Gnadenerlass des Präsidenten verbüßte er nur sechs Monate.
1997 erhielt Abie Nathan den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. Im Jahr 2000 wurde er für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Er starb am 27. August 2008 im Alter von 81 Jahren im Tel Aviver Ichilov-Krankenhaus.

Gerald Kaufmann
==========
ist ein britischer Politiker (Labour Party). Kaufman hat Philosophie, Politik und Wirtschaft an der University of Oxford studiert. Seit 1970 sitzt er für die Labour Party als Abgeordneter im Unterhaus des Britischen Parlaments.
Übersetzung seiner Rede vom 15. Januar 2009
„Ich wurde als orthodoxer Jude erzogen und als Zionist. Auf unser Küchenablage war eine Blechdose für den jüdischen Nationalfonds, in die wir Münzen rein steckten, um den Pionieren zu helfen, welche die jüdische Präsenz in Palästina aufbauten.
Zum ersten Mal reiste ich nach Israel im Jahre 1961, und seitdem bin ich öfters dort gewesen, mehr als ich zählen kann. Ich habe Familie und Freunde in Israel.“
„Meine Grossmutter ist nicht gestorben, als Schutzschild für den Mord der israelischen Soldaten an den palästinensischen Grossmüttern in Gaza. Die israelische Regierung nützt die echte Schuld der Nichtjuden an der Abschlachtung der Juden während des Holocaust rücksichtslos und zynisch aus, als Rechtfertigung für die Ermordung der Palästinenser.
Die Schlussfolgerung daraus ist, jüdisches Leben ist wertvoll, aber das Leben der Palästinenser zählt nichts.
Auf Sky-News vor einigen Tagen, wurde die Sprecherin des israelischen Militärs, Major Avital Liebovich, über die Tötung von bis dahin 800 Palästinensern gefragt, die Summe ist jetzt 1'000. Sie antwortete sofort darauf, 500 von denen waren Militante. Das ist die Antwort eines Nazis. Ich nehme an, die Juden die im Warschauer Getto um ihr Leben kämpften, hätte man auch als Militante bezeichnen können.
Die israelische Aussenministerin Tzipi Livni behauptet, ihre Regierung verhandelt nicht mit Hamas, weil sie Terroristen sind. Livnis Vater war Eitan Livni, Operationschef der Terrororganisation Irgun, welche die Sprengung des King David Hotels in Jerusalem 1946 organisierte, bei dem 91 Opfer getötet wurden, einschliesslich 4 Juden.
Israel wurde aus jüdischem Terror geboren!
Jüdische Terroristen haben zwei britische Sergeanten aufgehängt, und ihre Leichen mit Sprengfallen versehen. Irgun, zusammen mit der terroristischen Stern Bande, haben 250 Palästinenser 1948 massakriert, im Dorf von Deir Yassin.
Heute hat die israelische Regierung verkündet, sie würde unter gewissen Umständen mit dem palästinensischen Präsidenten Abbas der Fatah verhandeln. Es ist aber zu spät dafür. Sie hätten mit dem Vorgänger verhandeln sollen, mit Jassir Arafat, der mein Freund war.
Stattdessen haben sie ihn in einem Bunker in Ramallah belagert, wo ich ihn besucht habe. Wegen des Versagens der Fatah, seit dem Tod Arafats, hat die Hamas die palästinensischen Wahlen im Jahre 2006 gewonnen.
Hamas ist eine tiefgemeine Organisation, aber sie wurde demokratisch gewählt, und sie ist die einzige Macht vor Ort. Der Boykott der Hamas, auch durch unsere eigene Regierung, ist ein sträflicher Fehler, aus dem entsetzliche Konsequenzen folgten.
Der grosse israelische Aussenminister Abba Eban, mit dem ich mich für Frieden auf vielen Plattformen einsetze, sagte, man schafft nur Frieden, in dem man mit den Feinden spricht. Egal wie viele Palästinenser die Israelis in Gaza ermorden, sie können dieses existenzielle Problem nicht mit militärischen Mitteln lösen.
Wie immer und wann immer die Kämpfe enden, es werden immer noch 1.5 Millionen Palästinenser in Gaza und 2.5 Millionen Palästinenser im Westjordanland sein, die wie Dreck von den Israelis behandelt werden, mit Hunderten von Strassensperren, und dem scheusslichen Verhalten der illegalen jüdischen Siedler, die sie auch noch drangsalieren.
Die Zeit wird kommen, in nicht all zu langer Ferne, wo sie die jüdische Bevölkerung in Israel übertreffen werden.
Die Zeit ist reif für unsere Regierung, es der israelischen Regierung klar zu machen, dass ihr Verhalten und ihre Politik inakzeptabel sind, und sie sollte deshalb eine totale Waffenliefersperre über Israel verhängen.
Es ist Zeit für Frieden, aber echten Frieden. Nicht eine Lösung durch Eroberung, was das wirklich Ziel Israels ist, aber unmöglich zu erreichen ist.
Sie sind nicht nur Kriegsverbrecher, sie sind Narren."


comment